Im Rahmen des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt startete in 2018 ein auf fünf Jahre ausgelegtes Projekt des Regierungspräsidiums Stuttgart – das Spenderflächenprojekt. Anlass des Projektes war der landesweit schlechte Erhaltungszustand des Lebensraumtyps Magere Flachland-Mähwiesen sowie die besondere Verantwortung Baden-Württembergs aufgrund des dortigen Schwerpunktvorkommens dieser Wiesen. So verzeichnet Baden-Württemberg 5.796 ha Verlustflächen, wovon gut 1.000 ha auf den Regierungsbezirk Stuttgart entfallen (Stand 12/2017).

Salbeiwiese
Solche blumenbunten Wiesen sind leider immer seltener zu bestaunen. Auf ihnen kann jedoch Saatgut für die Aufwertung von artenarmen Wiesen gewonnen werden.

Ziele des Projektes sind die Unterstützung von Wiederherstellung und Neuanlage Magerer Flachland-Mähwiesen durch die Verwendung von autochthonem (= gebietsheimischem) Saatgut zur Bewahrung der genetischen Eigenständigkeit der Landschaftsräume im Regierungsbezirk Stuttgart. Zudem soll im Rahmen des Projektes ein Spender- und Empfängerflächenkataster aufgebaut werden, um besonders wertvolle Spenderflächen durch das Land sichern zu können („Archewiesen“).

Seit 2018 werden im Hohenlohekreis im Rahmen des Projektes jedes Jahr besonders artenreiche Mähwiesen beerntet, um mit dem Saatgut Verlustflächen aufzuwerten. Zum Einsatz kamen hierbei sowohl ein Mähdrescher, eine handgeführte Erntemaschine sowie eine von findigen Landwirten selbst entwickelte Erntevorrichtung am Schlepper. Mehrere hundert Kilo Saatgut können so jedes Jahr gewonnen werden.

Einer der Vorteile gegenüber angebauten Mischungen ist eine hohe genetische Identität zwischen Spender- und Empfängerfläche, was zu einer besseren Anpassung an lokale klimatische und geologische Verhältnisse führt. Auch fallen die Kosten gegenüber einer Saatgutmischung deutlich geringer aus.

Mähdrescher
Die Wiesen-Beerntung mit dem Mähdrescher ist die schnellste Methode, um gebietsheimisches Saatgut zu gewinnen. Allerdings können so nur verhältnismäßig ebene Flächen beerntet werden. Das Saatgut kann nach der Trocknung mit Hilfe eines Düngestreuers auf der Empfängerfläche ausgebracht werden.
E-Beetle
Mit der handgeführten Erntemaschine können auch steile Flächen beerntet werden. Das Saatgut wird hierbei über eine Art Kehrmaschine aus der Wiese ‚gebürstet‘. Auch ist das Saatgut noch mit relativ vielen Halmen durchsetzt, sodass es nach der Trocknung nur händisch ausgebracht werden kann.

Die aufzuwertenden Flächen sind alle als Verlustflächen eingestuft und sind somit wiederherstellungspflichtig. Über eine reine Anpassung der Bewirtschaftung ist in den meisten Fällen keine Wiederherstellung möglich, da sowohl von der Fläche selbst, als auch von der direkten Umgebung kein Eintrag der benötigten Pflanzen erfolgen kann. Häufig sind auch die Nachbargrundstücke eher artenarm. Wie Versuche aus den letzten Jahren gezeigt haben, lassen sich große Flächen verhältnismäßig leicht über eine Steifenansaat vegetationsökologisch aufwerten. Zudem können die Flächen im Folgejahr wieder ganz normal bewirtschaftet werden, sodass der Bewirtschafter nur einen geringen Ertragsausfall zu befürchten hat.

Ansaatstreifen
Bei bestehendem Grünland wird nicht die gesamte Fläche umgebrochen, sondern lediglich Streifen. Wenn möglich sollten diese quer oder zumindest schräg zur Bewirtschaftungsrichtung liegen, damit beim Mähen und Wenden das Saatgut auf der Fläche verteilt wird. Der Umbruch sowie die Einsaat erfolgen im Herbst.

Der Arbeitsaufwand für die Bodenvorbereitung sowie die Ansaat werden dem Bewirtschafter in der Regel finanziell vergütet, die Bereitstellung des Saatgutes erfolgt in Anhängigkeit von der Verfügbarkeit kostenlos. Auch für Schwarzwild-Schäden auf artenreichen Wiesen oder nach großflächigen Erstpflegemaßnahmen kann ggf. Saatgut zur Verfügung gestellt werden.

Die Ansaat sowie die weitere Bewirtschaftung der Flächen wird vom Landschaftserhaltungsverband Hohenlohekreis e.V. betreut sowie von einem Büro fachlich begleitet. Bei Interesse oder Fragen wenden Sie sich gerne an die Geschäftsstelle des Landschaftserhaltungsverbandes.

Ansaatstreifen
Bereits ein halbes Jahr nach der Ansaat heben sich die Streifen kaum noch vom umgebenden Aufwuchs ab.