Wilde Tulpe

Von April bis Mai blühen in den alten Weinbergen des Hohenlohekreis oft Wilde Tulpe (auch Weinbergstulpe), Acker-Gelbstern und Traubenhyazinthe. Alle Drei sind Geophyten, die die kalte Jahreszeit mit Hilfe von Speicherorganen (Zwiebel oder Rhizom) im Boden überdauern und die Rebflächen jedes Frühjahr in ein zart duftendes blau-gelbes Blütenmeer verwandeln. Die Weinbergstulpe (Tulipa sylvestris L.) ist eine floristische Besonderheit in den Weinbergen. Diese Art ist – anders als man zunächst meinen würde – keine bei uns beheimatete Art, sondern erst im 16. Jahrhundert aus Italien eingewandert. Sie stammt nicht von der Gartentulpe ab, welche ihrerseits aus der Türkei importiert wurde.

Heutzutage nehmen die Bestände der Weinbergstulpe und ihrer Pflanzengesellschaft, die sogenannte Weinbergs-Lauch-Gesellschaft, ab. Die Ursache liegt in einem verstärkten Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft oder einer aktiven Begrünung der Rebgassen mit Gräsern. Auch der Mahdzeitpunkt im Wachstumszeitraum (sog. Vegetationsperiode) von Dezember bis Juli kann den Pflanzen schaden.

Durch die Übertragung von Tulpenzwiebeln aus benachbarten Weinbergen ist eine Förderung der Weinbergstulpe möglich. Dies muss jedoch immer in Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde geschehen, da die Weinbergstulpe eine geschützte Art ist.

Durch eine tulpenfreundliche Bewirtschaftung lässt sich die Weinbergstulpe erhalten und fördern. Diese Maßnahmen sind auch finanziell förderfähig. Für eine Beratung über Maßnahmen und Förderung können Sie sich gerne an uns wenden.

Tulpenblüte im Weinberg
Tulpenblüte im Weinberg

Tulpenblüte im Weinberg.

Östliche Grille

Die Östliche Grille (Modicogryllus frontalis) ist in Mitteleuropa sehr selten und kommt in Deutschland nur noch an zwei Standorten vor – einer davon befindet sich im Jagsttal. In Deutschland sowie Baden-Württemberg wird Sie auf der Roten Liste als vom Aussterben bedroht aufgeführt. Wo es für viele andere Arten zu heiß und zu karg ist fühlt sich die Östliche Grille am wohlsten. Ursprünglicher Lebensraum sind hitzige Schotterflächen. Im Jagsttal kommt die Grille in südexponierten, steinreichen Weinbergshängen vor. Eine Gefährdungsursache der Grille ist der Verlust von Lebensräumen, insbesondere der Verbuschung geeigneter Kies- und Schotterflächen. Aus diesem Grund werden im Jagsttal mehrere der aufgegebenen Weinberge maschinell gepflegt und eine regelmäßige Bodenbearbeitung durchgeführt.

Östliche Grille
Östliche Grille ©Bernd Kunz.
Östliche Grille Weinberg
Aufgegebener Weinberg nach der Entbuschung und Bodenbearbeitung.

Rotflügelige Ödlandschrecke

Die auf den ersten Blick sehr unscheinbare Rotflügelige Ödlandschecke (Oedipoda germanica) kommt nur noch an wenigen Standorten in Mittel- und Süddeutschland vor und gehört zu den 35% der heimischen Heuschreckenarten, deren Bestand gefährdet ist. Aktuell ist sie in der Roten Liste gefährdeter Arten als vom Aussterben bedroht aufgeführt. Ursprünglicher Lebensraum der Schrecke sind Felsschutthalden, große Schotterflächen oder Trockenrasen an südexponierten, warmen Standorten. Im Hohenlohekreis besiedelt die Art insbesondere die Steinriegel im Kochertal und dessen Seitentälern. Die unwirtlich scheinenden heißen Steinriegel und offene karge Bodenstellen bieten der Ödlandschrecke optimale Habitate. Um den Lebensraum der wenigen noch vorkommenden Tiere zu erhalten und aufzuwerten, werden ehemalige Weinberge mit Schafen und Ziegen beweidet und verbuschte Steinriegel maschinell freigepflegt.

Entbuschung von Steinriegeln mit Spezialgerät
Entbuschung von Steinriegeln mit Spezialgerät.
Weibchen der Rotflügeligen Ödlandschrecke
Weibchen der Rotflügeligen Ödlandschrecke ©Bernd Kunz.
Männchen der Rotflügeligen Ödlandschrecke
Männchen der Rotflügeligen Ödlandschrecke ©Bernd Kunz.

Auf dem graubraunen, steinigen Untergrund ist die bis zu 32 mm große Schrecke optimal getarnt. Die namensgebenden Flügel werden bei dem sich ansonsten vorwiegend laufend fortbewegenden Tier erst beim Aufflug sichtbar und schrecken so mögliche Feinde ab.

Mopsfledermaus und Großes Mausohr im Winterquartier
Mopsfledermaus und Großes Mausohr im Winterquartier

Mopsfledermaus und Großes Mausohr im Winterquartier.

Fledermäuse

Von den weltweit etwa 1.200 Fledertierarten sind 23 Fledermausarten in Baden-Württemberg heimisch und unterliegen einem strengen Schutz. Trotz dieses Schutzes ist der Bestand der Fledermauspopulationen in den letzten 60 Jahren stark zurückgegangen. Aus diesem Grund wird regelmäßig der Bestand der in Hohenlohe vorkommenden Fledermäuse von ehrenamtlichen Artenkennern erfasst. Hierfür werden die Winterquartiere sowie die Wochenstuben (Weibchen mit ihren Jungtieren) begangen. Als Winterquartier fungieren häufig Eis- und Gewölbekeller sowie alte Stollen, die Wochenstuben befinden sich meist in Dachböden alter Gebäude.

Amphibien

Amphibien wie Frösche, Kröten, Unken und Molche wandern im Frühjahr aus ihren Winterquartieren zu ihren teils mehrere Kilometer entfernten Laichgründen, um dort ihre Eier abzulegen. Im Herbst verlassen sie das Gewässer wieder und begeben sich auf die Suche nach einem Winterquartier. An vielen Stellen werden diese Wanderwege von teils viel befahrenen Straßen durchkreuzt. An mehreren Stellen im Landkreis werden jährlich entlang dieser Straßen Amphibienzäune aufgebaut, welche Erdkröten, Grasfrösche und andere Amphibien am Überqueren der Straße hindern. Entlang des Zauns werden in regelmäßigen Abständen Eimer im Boden eingelassen, in welche die Tiere fallen. Ehrenamtliche Helfer leeren die Eimer ein- bis zweimal täglich und bringen die Frösche, Kröten und Molche auf die andere Straßenseite. Der Auf- und Abbau der Zäune wird über die Landschaftspfegerichtlinie gefördert.

Gelbbauchunken
Gelbbauchunken ©Benjamin Waldmann.

Neben der Querungshilfe für Amphibien werden auch regelmäßig Maßnahmen zur Aufwertung von (Feucht-)Lebensräumen durchgeführt. Durch starken Pflanzenbewuchs an Stillgewässern baut sich über Jahre eine Schicht Sapropel, auch Faulschlamm genannt, auf. Das Gewässer verlandet und führt immer weniger Wasser, wodurch sich auch der Lebensraum für Amphibien verkleinert. Durch das Ausheben des Faulschlamms sowie die gezielte Entnahme von größeren Gehölzen direkt am Wasser, welche die Verdunstung befördern, werden offene Wasserflächen geschaffen. Diese bieten Amphibien, aber auch anderen Arten wie Libellen wieder einen geeigneten Lebensraum. Der radikal erscheinende Eingriff ins Gewässer ist in der Regel bereits nach einem Jahr kaum noch sichtbar.

Lehmgrube Garnberg vor der Pflegemaßnahme
Lehmgrube Garnberg während der Pflegemaßnahme
Lehmgrube Garnberg nach der Pflegemaßnahme

Die ehemalige Lehmgrube in Garnberg vor, während und nach der Pflegemaßnahme.

Biber

Der Biber ist mit einer Körperlänge von bis zu 1,35 m und einem Gewicht von bis zu 35 kg das größte einheimische Nagetier. Der ursprünglich in ganz Deutschland verbreitete Nager kam aufgrund starker Bejagung bis Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch in einem kleinen Bereich an der Mittelelbe vor. In Baden-Württemberg war der Biber bereits 1846 ausgestorben. Im Gegensatz zu den Nachbarregionen wurde der Biber in Baden-Württemberg nicht angesiedelt, sondern wanderte über Schweizer und Elsässer Populationen Mitte der 1970er Jahre nach Baden-Württemberg ein.

Durch seine Lebensweise, die insbesondere die aktive Gestaltung seines Lebensraumes umfasst, entstehen neben naturschutzfachlich hochwertigen Feuchtbiotopen auch häufig Konflikte. Insbesondere an Erwerbsteichen und Verkehrswegen sowie gewässernahen Grundstücken mit land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung kommt es immer wieder zu Problemen durch Überflutung. Ehrenamtliche Biberberater können bei Konflikten mit dem Biber unterstützend tätig werden und zu Baumschutzmaßnahmen informieren oder bei Problemen durch Anstauungen nach Lösungen suchen. In Einzelfällen ist auch der Ankauf von überschwemmten Flächen durch das Land möglich. Bei Fragen hierzu stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Biber
©Benjamin Waldmann.