Hendric Klenk bei seiner Burenziegenherde in Ernsbach

Schafbock Günter und die Ernsbacher Streuobstwiesen

Hoch oben auf den Steilhangflächen des Kochertales, grast die kleine Ziegenherde von Hendric Klenk zusammen mit Schafbock Günter auf einer abgesteckten Weidefläche.

Die weiß-braunen Burenziegen begnügen sich mit dem jetzt im Hochsommer lichten Wildkräuter- und Grasaufwuchs auf der Höhe und verbeißen auch Brombeerranken und kleine Gehölze. Der weite Blick ins Tal von hier über den Ort Ernsbach (Stadt Forchtenberg) hinweg in die Flussaue, der den Besucher fasziniert und innehalten lässt, ist vielerorts im Kochertal nicht mehr selbstverständlich. Wo einst Heuwiesen und Weinberge in mühevoller Handarbeit bewirtschaftet wurden und die Hänge viel offener waren als heute, liegen heute viele Flächen brach und wachsen zu. Nicht selten wächst schon ein richtiger Wald über die historischen Steinriegel, die jahrhundertelang aus Lesesteinen zusammengetragen wurden und einst auf freier Fläche am Hang lagen.

Großes Engagement in der Landschaftspflege

Als Hendric Klenk 2012 mit der Landschaftspflege begann, hatte er drei Kamerunschafe und ein kleines, stark verwildertes Grundstück mit Streuobstbäumen unten im Tal am Ortsrand von Ernsbach. Nach und nach hat er das Grundstück entbuscht, die Streuobstbäume freigestellt und durch die Beweidung mit den Tieren eine wertvolle Grünlandfläche wiederhergestellt. Der mit der Beweidung einhergehende Nährstoffentzug auf der Fläche führt im Laufe langjähriger Nutzung zu einer Begünstigung konkurrenzschwacher Arten – und somit zu deutlich mehr Artenvielfalt in der vorkommenden Pflanzen- und Tierwelt. Schnell vergrößerte sich die Schafherde und Hendric Klenk übernahm weitere in der Nähe liegende Flächen, die schon viele Jahre nicht mehr gepflegt wurden. „Kurze Wege sind sehr wichtig, sonst ist das Umkoppeln alle paar Tage zeitlich nicht zu bewerkstelligen“, erklärt Herr Klenk, der neben der Schafhaltung noch vollzeitbeschäftigt in einer ortsansässigen Firma im Schichtbetrieb ist. Denn obwohl ihn Familienmitglieder und Freunde gerne bei der Versorgung der Tiere und den Landschaftspflegemaßnahmen unterstützen, ist das Arbeitspensum mittlerweile doch beachtlich geworden. Rund 60 Tiere aufgeteilt in drei kleinere Herden versorgt Herr Klenk mittlerweile. Nach 2-4 Tagen, je nach Aufwuchs, muss er die Herden auf neue Flächen treiben und die mobilen Weidezäune umstecken. Rund 1000 m Zaunlänge hat er dafür zur Verfügung, jeder einzelne Zaunpfahl wird dafür von Hand umgesetzt und muss im harten Muschelkalkboden Halt finden. Glücklicherweise hören die Tiere auf sein Kommando und folgen ihm auf dem Fuße, so dass (noch) kein Hütehund für die tägliche Arbeit nötig ist.

Die genügsamen Dorperschafe weiden auf einer Streuobstwiese
Die genügsamen Dorperschafe weiden auf einer Streuobstwiese.

Bei der Schafsrasse hat Herr Klenk schon vor Jahren auf die ursprünglich aus Südafrika stammenden und genügsamen Dorperschafe umgestellt. Sie zeichnen sich durch eine weiße Fellfarbe aus, nur der Kopf und gegebenenfalls der Hals sind schwarz. Diese Schafrasse muss nicht geschoren werden, denn sie verliert das Fell im Sommer von ganz alleine. Das ist ganz klar ein Vorteil, denn für die Wolle gibt es so gut wie keinen Markt mehr und das arbeits-, zeit- und kostenintensive Scheren fällt weg. Das Fleisch der Lämmer vermarktet Herr Klenk ausschließlich persönlich an den Kunden. Geschlachtet wird bei einem lokal ansässigen Metzgereibetrieb mehrmals im Jahr. Neben verschiedenen geräucherten Wurstwaren kann man auch einen Lammbraten bei Herrn Klenk bestellen – fachmännisch zerlegt von seinem Vater, einem erfahrenen Metzgermeister. Den direkten Kontakt schätzen die Kunden sehr, die Bestelllisten sind gut gefüllt und die Nachfrage meist größer als das Angebot. „Überhaupt sei die Resonanz aus der Bevölkerung sehr positiv“, sagt Herr Klenk, „Die Leute schätzen die regionale Herkunft des Fleisches und können sich auch mal direkt an der Weide die Haltung der Tiere anschauen.“ Auch die allmählich wachsende Zahl freigestellter Flächen rund um den Ort, die durch die jahrelange Landschaftspflege von Hendric Klenk entstanden sind, fallen vielen Bewohnern positiv auf. Die blühenden Wiesen im Frühsommer entlang der Hänge, in denen zahlreiche Insektenarten ein vielfältiges Nahrungsangebot finden. Die Streuobstbäume auf längst vergessenen Wiesen, die wieder freistehen und beerntet werden. Die langgestreckten Steinriegel entlang der alten Weinbergsgrenzen, die wieder von der Sonne beschienen werden und wertvolle Biotope für trockenliebende Amphibien- und Reptilienarten darstellen.

Nachpflege der Wiesen ist sehr wichtig

Im Sommer steht durch die extensive Beweidung fast täglich das Auf- und Abbauen der Koppeln als Hauptaufgabe an. Da die Flächen von Herrn Klenk im Sinne der Landschaftspflegerichtlinie (LPR) gepflegt werden und bestimmten Auflagen unterliegen, müssen diese umgehend nach der Beweidung nachgepflegt werden. Die Nachpflege beinhaltet das Mähen des von den Tieren verschmähten Aufwuchses und das anschließende Abräumen des Mahdguts. Aufgrund der Geländebegebenheiten ist dies im Kochertal fast nur mit dem Balkenmäher oder der Motorsense zu bewerkstelligen. Viel Handarbeit, die anstrengend und natürlich sehr zeitintensiv ist. Aber gerade diese Nachpflege der Flächen ist eine sehr wichtige öklogische Maßnahme, die langfristig zu einer großen Artenvielfalt in Flora und Fauna auf den Wiesen führt. Im Herbst und Winter stehen dann der Rückschnitt von Bäumen und Hecken und natürlich auch schon einmal größere Entbuschungsmaßnahmen an. Das ganze Jahr über gibt es genügend Arbeit, die auf den Steillagen nicht immer einfach und manchmal auch nur mit speziellem Gerät zu bewerkstelligen ist. Aber Herr Klenk betont: „Ich schaffe gerne draußen, die Arbeit mit den Tieren macht mir sehr viel Spaß. Und mit dem Landschaftserhaltungsverband (LEV) habe ich einen starken Partner in der Landschaftspflege an meiner Seite. Ich konnte mich immer auf die Unterstützung des LEV verlassen und so sind viele Projekte auch erst möglich geworden.“

Das Nachmähen mit dem Balkenmäher ist eine mühsame Arbeit.

Um die Arbeiten fachmännisch durchführen zu können, hat Herr Klenk nicht nur einen Kurs in Landbau- und Landschaftspflege belegt, sondern auch noch die Ausbildung zum Nebenerwerbslandwirt erfolgreich abgeschlossen und sich mit der Zeit einen eigenen stattlichen Maschinenpark zugelegt. Für die nächste Zeit hat er sich vorgenommen, eine solide Unterstellmöglichkeit für seine Maschinen zu bauen.