„An der nördlichen Grenze des Oberamts im Jagsttal liegt das schöne Pfarrdorf Ailringen in freundlicher Umgebung. Die Jagst macht unmittelbar vor Ailringen ihre dem Kocherlauf entsprechende Wendung von Süd-Nord nach Ost-West.“
Das Zitat aus der Oberamtsbeschreibung des Oberamts Künzelsau beschreibt die historische Landschaft um Ailringen im 19. Jahrhundert. Bei heutiger Betrachtung muss man sagen: Besonders um die Orte Ailringen und Mulfingen ist das Landschaftsbild durch offene Hänge mit Salbei-Glatthafer-Wiesen, Steinriegeln und weiteren hochwertigen Biotopen geprägt, sodass dieser Raum heute zu den reizvollsten im ganzen Landkreis gehört. Genau hier, am Ortsrand von Ailringen unten in der Jagstaue, befindet sich das großzügige lichtdurchflutete Stallgebäude von Daniel Wunderlich, dass er bereits seit 1992 für seine Tiere nutzen kann. Umgeben von Streuobstwiesen und dem naturnahen Uferbereich der Jagst, leben hier momentan 40 Mutterkühe auf Heueinstreu in idyllischer Lage.
Das Landschaftspflegematerial, das Herr Wunderlich durch Mahd der blütenreichen traditionellen Heuwiesen im Jagsttal gewinnt, dient vor allem in den Wintermonaten als wertvolles Grünfutter für seine Angus-Rinderherde. Die Chargen mit dornigem Gehölzaufwuchs, die sich nicht zur Futterverwertung eignen und sonst oft als Abfallprodukt auf den Grüngutplatz gefahren werden müssen, verwendet Herr Wunderlich größtenteils noch als Heueinstreu im Stall. Seine Tiere fühlen sich damit wohl und das Landschaftspflegematerial wird sinnvoll verwertet – ein Gewinn für alle Beteiligten.
Wiederherstellung der prägenden Kulturlandschaft
Noch bis in die 90er-Jahre waren viele der ehemaligen Weinbergslagen mit Steinriegeln und Trockenmauerresten um Ailringen stark verbuscht und von zunehmender Artenarmut in Flora und Fauna betroffen. Mit vereinten Kräften und viel Engagement von Landwirten und Privatpersonen konnte der historischen Kulturlandschaft mit dem Landschaftspflegeprojekt „Trockenhänge im Kocher- und Jagsttal“ jedoch wieder neues Leben eingehaucht werden. Wie zuvor schon sein Vater, ist Herr Wunderlich einer dieser engagierten Landwirte, die sich seit vielen Jahren in diesem Landschaftspflegeprojekt sehr verdient gemacht haben und mit einer bemerkenswerten Energie auch schwierigste Steillagen bewirtschaften. Ein Großteil der südexponierten Steilhänge rund um Ailringen mit artenreichen Magerwiesen werden von ihm mit einer charakteristischen ein- bis zweischürigen Mahd gepflegt. Etwa 90 ha dieser Flächen werden über die Landschaftspflegerichtlinie gefördert. Einige dieser Wiesen wie Magerrasen oder Magere Flachland Mähwiesen sind so artenreich, dass sie unersetzlich wertvolle Lebensraumtypen darstellen und nach der FFH-Richtlinie als Kalkmagerrasen und Salbei-Glatthaferwiesen geschützt sind. Darüber hinaus pflegt Herr Wunderlich auch noch einige besonders artenreiche Wiesen im Naturschutzgebiet Dünnersberg bei Mulfingen sowie Relikte von Heideflächen in Mulfingen-Hollenbach. Diese Kleinode haben wichtige Funktionen als Trittsteine für den Biotopverbund in der dort sonst überwiegend intensiv genutzten Agrarlandschaft.
Neben der Mahd stehen für Daniel Wunderlich auch im Winter viele wichtige Pflegearbeiten an, denn Bäume, Hecken und Steinriegel müssen regelmäßig geschnitten, auf den Stock gesetzt oder freigestellt werden, damit diese in einem naturschutzfachlich optimalen Zustand bleiben.
Für die Heckenpflege- und Entbuschungsmaßnahmen nutzt Herr Wunderlich eigentlich jeden freien trockenen Tag zwischen Oktober und Februar. Zum einen ruhen dann viele zeitintensive Arbeiten in der Landwirtschaft und er hat ein wenig Freiraum, zum anderen unterliegen dann die Gehölzpflegemaßnahmen nicht dem Schnittverbot zum Schutz brütender Vögel. Zu tun gibt es jedenfalls eine Menge: Beispielsweise das Verjüngen der langgezogenen Weißdorn- und Schlehenhecken entlang der beeindruckenden Steinriegel, die die alten Weinbergslagen begrenzen. Oder die Pflege verbuschender Streuobstwiesen, die immer wieder im Hangbereich auftauchen und sich zu Inseln voller Artenvielfalt entwickeln sollen. Doch trotz des hohen Arbeitspensums hat Daniel Wunderlich hierbei immer ein Auge für Natur- und Artenschutz und erhält schützenswerte Obstgehölze, Totholz oder auch Wacholderbüsche.
In Zukunft kann sich Herr Wunderlich auch vermehrt die Landschaftspflege durch Beweidung vorstellen, denn hier hat seine Familie Tradition: Er steigt mit seinem Engagement in die Fußstapfen seines Vaters, Großvaters und sogar Urgroßvaters, die mit ihren großen Schäfereien die Landschaft des Jagsttales gepflegt haben.
Seit 2003 ist Herr Wunderlich mit einem außergewöhnlichen Arbeitsethos in der Landschaftspflege aktiv und ein zuverlässiger und wichtiger Partner des Landschaftserhaltungsverbandes Hohenlohekreis.