Trockenmauern werden ohne Mörtel oder andere Bindemittel – „trocken“ – gebaut und bieten daher eine Vielzahl an Holräumen und Spalten für Tier- und Pflanzenarten. Trockenmauern sind Extremstandorte, denn hier wechseln sich heiße und kalte, trockene und feuchte, schattige und sonnige Bereiche ab. Aus diesem Grund sind Trockenmauern der Lebensraum für viele Spezialisten. Mauerpfeffer, Hauswurz, Flechten und sogar der im Hohenlohekreis seltene Milzfarn, Mauereidechse, Schlingnatter und Trichterspinne sind Vertreter dieses Lebensraums.
Solide und gepflegte Trockenmauern überdauern 150 Jahre und mehr
Die Trockenmauern des Hohenlohekreises sind Ausdruck der bäuerlichen Geschichte der Region. Kulturhistorisch lag ihr Zweck darin, die landwirschaftliche Nutzfläche zu vergrößern und steile Lagen abzumildern. Dies spricht für die Knappheit der Ressource Boden zu dieser Zeit, denn es ist harte Handarbeit Trockenmauern zu errichten und zu erhalten. Heutzutage ist die Sanierung der vielen Mauern im Landkreis eine echte Herhausforderung! Da die Sanierung mit viel Arbeit und hohen Kosten verbunden ist, können bedauerlicherweise nicht sämtliche Trockenmauern im Hohenlohekreis erhalten werden.
Trockenmauern sind gesetzlich geschützte Biotope
Trockenmauern sind als Biotope – wenn sie in der freien Landschaft liegen und räumliche Mindestanforderungen erfüllen – nach dem Landesnaturschutzgesetz Baden-Württembergs geschützt (§ 33 NatSchG). Dies ist eine der Grundlagen der öffentlichen Förderung der Trockenmauersanierung. Im Hohenlohekreis sind bei der Sanierung mit öffentlicher Förderung einige Akteure beteiligt. Die Sanierung wird vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) Hohenlohekreis koordiniert und in Rücksprache mit der Kommune – die meist den Antrag stellt –, der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) und den ggf. betroffenen Landwirten begleitet.
Südexponierte Trockenmauern, die darüber hinaus weitere Biotope in der Nachbarschaft haben, sind allgemein die ökologisch wertvollsten. Für die Entscheidung, ob eine Mauer saniert werden soll, ist auch die Lage zu einem Weg entscheidend, da eine Mauer kostengünstiger gebaut werden kann, wenn die Arbeiter Maschinen einsetzen können und kurze Wege zu Steinlagern haben. Trockenmauern, die in die Hangfläche gebaut sind haben zudem den praktischen Nachteil, dass diese durch Viehtritt bei der Beweidung oder Gehölzdruck weniger haltbar sind, wodurch diese eine untergeordnete Priorität haben und leider kaum berücksichtigt werden können.
Wie sieht eine typische Trockenmauer aus?
Im Hohenlohekreis werden Trockenmauern in der Regel mit regional typischem Material – z.B. Muschelkalk oder Sandstein – gebaut. Der Trockenmauer-Jargon ist für Laien oft nicht so leicht zu verstehen – Eine Trockenmauer hat immer ein Gesicht, eine Krone und einen Anlauf.
Die Steine der vorderen Ansichtsfläche (Gesicht) werden so auf einander geschichtet, dass keine Kreuzfugen entstehen. Die Trockenmauer wird in Richtung Hang in einem Winkel (Anlauf) errichtet, sodass sie gegen den Hang tragfähig ist. Für Stabilität sorgen Bindersteine, die mit der Hintermauerung verzahnt sind. Ebenso gibt die abschließend obenauf liegende sogenannte Krone – in der Regel besonders große und schwere Steine – Stabilität.
Die Technik und das Material sind Ausschlaggebend für die Ästhetik, die Stabilität und die ökologische Wertigkeit der Trockenmauer!
Oftmals dauert es nach der Sanierung Jahrzehnte bis sich wieder die soganannten Zielarten in der Mauer etablieren. Aus diesem Grund sehen neue Trockenmauern oftmals noch viele Jahre eher steril aus. Andersherum ist es daher aber auch wichtig – ählich wie in der Forstwirtschaft – kontinuierlich an der Instandhaltung von Trockenmauern zu arbeiten, sodass immer neue Generationen für den Erhalt der charakteristischen Tier- und Pflanzenarten bereitsteht.
Weitere Informationen
- Handlungsleitfaden für die Sanierung von Trockenmauern
- Publikationen der Stiftung Umwelt-Einsatz
- Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (Hrsg.) (2011): Bau- und Instandhaltung von Naturstein-Trockenmauern in terrassierten Weinbau-Steillagen. Heidelberg, 62 Seiten.
Forschungsgesellschaft für Planung, Bau und Instandhaltung von Trockenmauern (Hrsg.) (2012): Empfehlungen für Planungen, Bau und Instandhaltung von Trockenmauern aus Naturstein. Bonn, 93 Seiten. - Informationsfilm aus der Schweiz: „Zivildienstleistende bauen eine Trockenmauer“